Unser Bahnhof...

 

Der Bahnhof Baunatal-Guntershausen ist ein Keilbahnhof, an dem sich die beiden von Kassel Hauptbahnhof kommenden Bahnstrecken der Main-Weser-Bahn und die Bahnstrecke Bebra–Baunatal-Guntershausen, genannt „Friedrich-Wilhelms-Nordbahn“, verzweigen. Er ist heute der Bahnhof des Stadtteils Guntershausen der Stadt Baunatal sowie ein kleiner Eisenbahnknotenpunkt südlich von Kassel.

175 Jahre Eisenbahnen im Fulda- und Baunatal

 

Vor dem Bau der Eisenbahn

Idyllisch und abgelegen lebten 1846 die 199 Guntershäuser. Nach Dörnhagen fuhr das Gemeindeschiff, Eilkutschen nach Frankfurt.

Mit dem Landverkauf kam Geld in die Gemeinde: Alle Kinder waren gegen die Pocken geimpft, der Dorfhirte gab Unterricht in Tierheilkunde, die Gemeinde pflanzte Obstbäume, 1847 wurde eine neue Schule gebaut.

 

Die Eisenbahn – das Tor zur Welt

Diese Bahn als europäisches Verkehrsmittel nahm am 29. 8. 1849 den Verkehr in Richtung Westfalen auf, am gleichen Tag auch nach Guxhagen, Richtung Leipzig und Krakau.

De Main-Weser-Bahn wurde im ersten Abschnitt am 29. 12.1849 eröffnet, Köln und Paris rückten näher. Es fuhren je einen Morgen-, Nachmittags- und Abendzug – heute fahren 300 Züge.

Es gab Arbeit für heimische Bauarbeiter, angeleitet durch belgische Ingenieure. Als lokale Materialien waren Ziegelsteine und Sandstein geeignet. Viele Steinbrüche sind für den Bau erschlossen worden, an der „Hegelith“ und Richtung Grifte.

 

Das Guntershäuser Eisenbahnensemble

Moderne Bauten entstanden: Das Empfangsgebäude mit Angeboten für Billets, Bagage und Expressgut, Restauration, Fürstenzimmer, Buchhandlung und Poststelle sowie Telegraphe. Später Bahnwärterhäuser, Pumpenstation, Stellwerke, Unterführung und Güterschuppen. Das Rote Palais als Beamtenwohnstätte, Bahnerhäuser mit Gärten, Ställen und Schuppen für die Kleinlandwirtschaft, Wagenwerkstatt und Bahnmeisterei. Laderampe, Kohlenschuppen, Gleise für den Kiesverkehr und den Raiffeisen-Landhandel, die Dampfziegelei Hans Mergard, später als Chemische Fabrik Dr. Krüger und Sommerfeldt. Dazu gesellte sich die „Villa Mergard“ über dem Fuldahang.

 

Sozialer Wandel in Guntershausen

Die Bahn ermöglichte dem Dorf die Teilhabe an Bildungs- und Kulturangeboten und der medizinischen Versorgung, Zugang zu städtischen Märkten, Rübenabfuhr, Bezug von Saatgut und Zuchtvieh, Versand von Schlachtvieh und die Anfuhr von Dünger und Hausbrand.

Vordem gab es fünf „öffentliche“ Bedienstete: Bürgermeister, Lehrer, Hirte und Gänsehirtin. Hier lebten Bauern, Kleinbauern und Tagelöhner mit einer Mühle, Gasthäusern, Schmiede und Kramladen. Für die Bahn arbeiteten 36 Eisenbahner und zwei Postexpedienten - Guntershausen erhielt den Spitznamen „Die Beamten“.

Die Eisenbahnerkultur blühte mit Weihnachtsmärchen, Dienstjubiläen, Gewerkschaftstagungen und Kirmesmusik.

 

Fremdenverkehr

Erholungssuchende kamen ins liebliche Baunatal. Im Hotel Bellevue logierten Adel, Kommerz und Politik. Hier wurden der „Hessisch Waldeckische Gebirgs- und Heimatverein“ und der Turnverein gegründet. Gäste kamen zu Missionsfesten und später Tagungen der Evangelischen Akademie.

Die Wirtshäuser erlebten eine Hochblüte. Das Gast- und Logierhaus Fehr bestand schon vor 1836. Mit dem Bahnbau eröffneten weitere, wie unter dem Viadukt das Gasthaus Sinning, später Langenhagen und Fischer, vulgo „Die Kiste“. Ab 1905 das „Pensionshaus und Restauration zum Baunatal“, Gasthaus Schneller, mit Kaffeegarten oberhalb der Baunafurt.

 

Kriegszeiten

Die Bahn hat immer eine militärische Rolle gespielt. So erhielten 1866 kurhessische Soldaten den Auftrag, die Fuldabrücke vor den Preußen zu zerstören.

Die Hochwassermarke vom 17.5.1943 am Viadukt erinnert an die Sprengung der Edertalsperre. Flaktürme am Fuldaviadukts machten die Bedeutung des West-Ost-Schienenweges deutlich, der am 31. März von deutschem Militär gesprengt wurde.